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Ein Jahr in Madagaskar

Vor knapp einem Jahr bin ich in Madagaskar gelandet um bei Nehemia zu arbeiten. Nun ist meine Zeit schon wieder vorbei und ich habe den Rückflug nach Deutschland angetreten. Ich bin unglaublich dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich hier machen durfte. In erster Linie bin ich Gott dankbar, der der Herr aller Arbeit ist und bei dem so viel mehr möglich ist als wir fassen können. Und weil er es ist, der uns gleichzeitig so liebevoll väterlich lehrt und führt. Ich bin aber auch den Mitarbeitern bei Nehemia dankbar, die mich mit offenen Herzen aufgenommen haben. Ein paar der Menschen des bunten Nehemia Teams, die mich sehr beeindruckt haben möchte ich euch gerne vorstellen:


Andry

Wenn ich Andry begegne begrüße ich ihn gerne mit „Hallo, Pastor, Missionar, Doktor, Chauffeur!“ – und all das ist er wirklich. Mit dem Motorrad bringt er die Nehemia Biankos (Hefte, die zur täglichen Bibellese anleiten) an die abgelegensten Orte, wo Menschen ein einfaches Leben ohne Strom- und Wasseranschluss und ohne viel Einfluss von der Außenwelt führen. Andry stellt sicher, dass der Vorrat an Heften in den einzelnen Bianko Büros nie ausgeht, hält Bibelstunden mit den Personen vor Ort ab, besucht die Kranken, hilft bei der Ernte, ist Ansprechpartner für verschiedene Probleme und steht den Menschen mit Rat und Tat zur Seite. Dabei bringt er die Leute gerne mit einem Scherz zum Lachen. Ich kann nur staunen, wenn ich mir bewusst mache, dass Andry nicht immer so unterwegs war. Es gab Zeiten in seinem Leben wo er in einer starken Alkoholsucht gefangen war. Aber Gott hat ihn davon befreit und nutzt nun sein Leben und seine Geschichte, um viele andere zu berühren.


Nina

Offiziell ist Nina keine Mitarbeiterin von Nehemia, sie arbeitet aber seit Jahren in dem Haus, das eigentlich Zaka und Rita gehört und in dem ich dieses Jahr mit Saholy und Joel leben durfte. Für mich ist Nina die „Undercover Sozialarbeiterin“ von Nehemia, denn sie hat ein unglaublich gutes Herz, immer ein warmes Lächeln auf den Lippen und kümmert sich um jeden, der mit einem Problem zu ihr kommt. Wenn Saholy in ihrer Gastfreundschaft mal wieder mehr gekocht hat als wir aufessen konnten, dann geben wir das Essen an Nina, denn sie weiß am besten wer es in der Umgebung gebrauchen kann. Wenn sie einkaufen geht, dann ist sie meistens den ganzen Morgen und Vormittag unterwegs und das nicht nur, weil sie so viel auf ihrem Kopf balanciert, es liegt vielmehr daran, dass sie so viele Menschen kennt und für jeden stehen bleibt, um ein Gespräch zu führen. So ist sie immer am Puls der Menschen in der Umgebung dran.


Vonjy

Mit Vonjy arbeitete ich besonders eng zusammen, denn er leitet das Gefängnisteam, das ich unterstützen durfte. Auch er hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Vor zwei Jahren kam er unschuldig ins Gefängnis. Das ist in Madagaskar leider bei weitem kein Einzelfall. Er erlebte die prekäre Situation im Gefängnis am eigenen Leib – 200 Menschen in einem Raum, nur 1x am Tag eine dürftige Mahlzeit, katastrophale hygienische Zustände und Gesetzesvertreter, die nach Geld anstatt nach Recht fragen. In dieser Zeit, die von Verzweiflung und Trauer geprägt war, kam seine Frau Olivia auf die Idee, ihm die Bianko Hefte ins Gefängnis zu bringen. Er war froh dort etwas Sinnvolles tun zu können und schon bald waren auch andere an den kleinen Bibelleseheften interessiert. Mit jeder Woche wuchs die Gruppe. Gott sei Dank kam Vonjy aus dem Gefängnis – und doch geht er jede Woche dorthin zurück. Mich beeindruckt, dass er sich von den dunklen Erinnerungen an diesen Ort nicht hat abhalten lassen dort wieder hinzugehen, um Gottes Berufung zu folgen. Mit seiner verständnisvollen Art wird er vielen Menschen schnell zum Freund. Auch im Jugendgefängnis fällt es ihm leicht, das Vertrauen der Jungs zu gewinnen und ihnen zum großen Bruder zu werden.


Nirina

Eine weitere Frau, die mich schwer beeindruckt hat, ist Nirina. Sie ist immer am Start, wenn irgendwo freiwillige Helfer gesucht werden. Das wissen nicht unbedingt viele, denn sie gehört zu den Stillen, die in der Gruppe nicht schnell auffallen. Hinter ihrer ruhigen, unaufgeregten Art verbirgt sich eine starke Frau, die trotzt harter Schicksalsschläge mutig auf Gott vertraut. Bei Nehemia arbeitet sie bei den Biankos und im sozialen Bereich. Ihre Aufgabe ist es mit den teilnehmenden Familien in Kontakt zu bleiben. Mit ihrem Team besucht sie die Familien, sie beten für sie, ermutigen sie und haben ein offenes Ohr für Problemsituationen bei denen Nehemia evtl. Hilfe anbieten kann. Auch im privaten Bereich leistet sie sehr viel. Sie hat so viele Kinder und Enkel, dass ich den Überblick verloren habe, trotzdem hat sie sich vor zwei Jahren bereit erklärt, noch ein weiteres Kind bzw. ein Teenager Mädchen zu adoptieren. Dem Mädchen, dessen Mutter verstorben ist und die vom Rest der Familie nur ausgenutzt und misshandelt wurde, hat sie eine neue Familie gegeben und sie mütterlich bei sich aufgenommen. Gerade ist die Situation alles andere als leicht. Das adoptierte Mädchen ist unerwartet schwanger geworden und ist trotz der guten Beziehung zu Nirina zu ihrem Freund durchgebrannt. Obwohl Nirina von dem unaufrichtigen Verhalten des Mädchens verletzt ist, liebt sie sie weiter wie ihre eigene Tochter und versucht sie und das ungeborene Baby nach ihren Möglichkeiten (und darüber hinaus) zu unterstützen.


(Nirina 2. von links im Bild)


Es gäbe noch viel mehr Personen von denen ich erzählen könnte, die bei Nehemia wirklich wertvolle Arbeit leisten und von denen ich viel lernen durfte. Ich verlasse das Kollegium hier mit schwerem Herzen. Und doch weiß ich, dass Gott durch Nehemia und die Menschen hier weiter wirken wird und bin gespannt, auch in Zukunft zu hören, wie ER die Geschichten von unperfekten, verletzten und gebrochenen Menschen neu schreibt.

 

 

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